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Schritte auf dem Weg zum Frieden - Predigt zu Jes 2,1-5

Predigt zu Jesaja 2,1-5 von Henning Porrmann

Der Predigttext für den heutigen Sonntag steht beim Propheten Jesaja im 2. Kapitel in den Versen 1-5:

Dies ist's, was Jesaja, der Sohn des Amoz, geschaut hat über Juda und Jerusalem: Es wird zur letzten Zeit der Berg, da G+ttes Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben, und alle Menschen werden herzulaufen, und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns auf den Berg Adonajs gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Pfaden! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und G+ttes Wort von Jerusalem. Und er wird richten unter allen Menschen und zurechtweisen viele Völker. Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk gegen das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, lasst uns wandeln und leben im Licht des EINEN!

Liebe Gemeinde,

es gibt Sätze, die wirken wie ein Leuchtfeuer im Nebel, wie ein „Licht auf steilen Klippen“ oder wie eine Feuersäule auf einem Berg. Jesaja spricht einen solchen Satz aus – mitten in eine Zeit voller Unruhe, Bedrohung und Unsicherheit. Eine Vision, die sich gegen die harte und oft schmerzliche Wirklichkeit stellt: „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.

Und das Ganze endet dann tatsächlich mit dem Licht, das Wege aufzeigt. Licht vom Zion, vom Berg G+ttes, wie von einem Leuchtturm und schafft so eine Brücke zum Wochenspruch aus dem Epheserbrief: "Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit."

Ein starkes Bild, besonders weil wir auch gerade in schweren Zeiten leben und im unübersichtlichen Fahrwasser fahren. Gerade am 6.8. haben wir dem schrecklichen Atombombenabwurf in Hiroshima gedacht. Der Krieg in der Ukraine und im Gazastreifen tobt weiter. Überall auf der Welt flüchten Menschen vor Gewalt, Hunger und Klimaveränderungen. Viele Länder rutschen radikal in einen neuen Rechtsextremismus und von der künstlichen Intelligenz wissen wir noch gar nicht, ob sie zum nützlichen Werkzeug oder zur Unterdrückungsmaschinerie wird. Jesaja gibt auch in unserer Zeit erstaunlich aktuelle Bilder, die helfen, Orientierung zu finden.

Er spricht vom Zion – dem Berg Gottes. Ein geistlicher Leuchtturm, könnte man sagen. Fest gegründet, sichtbar, orientierend. Kein Ort der Macht, sondern der Weisung. Ein Ort, der in seiner Vision einlädt und nicht zwingt. „Kommt, lasst uns hinaufziehen zum Berg des Herrn“, sagen die Völker. Nicht: „Wir müssen da hin“, sondern: „Wir wollen uns aufmachen“. Von diesem Ort, von der Gegenwart G+ttes, von der Kraft des Lebens, geht Gerechtigkeit für alle und ein Frieden aus, der Leben erst ermöglicht.

Dieser Aufbruch zu diesem Ort der Gegenwart G+ttes ist mehr als ein Fußmarsch. Er ist eine geistliche Bewegung. Eine Entscheidung: Ich will mich nicht länger treiben lassen von Angst vor dem Fremden, von Gewalt gegen Andersdenkende, von dem, was alle machen. Ich will hören, was Gott sagt, was diese Kraft zum Leben beiträgt. Ich will sehen, wie Gott sieht. Und ich will leben, was Gott verheißt.

Doch bevor der Frieden kommt, kommt das Recht. „G+tt als Lebensermöglicher wird richten unter den Nationen.“ Ohne Gerechtigkeit kein Friede. Dabei ist G+ttes Recht kein Strafrecht. Es ist ein heilendes, klärendes, befreiendes Wort. Es bringt in Ordnung, bringt zurecht, wo Chaos herrscht. Vertrauen, wo Misstrauen war. Und ja – auch Korrektur, wo man sich verrannt hat.

Erst wenn Recht gesprochen und Gerechtigkeit gelebt wird, können Schwerter fallen. Erst wenn Vertrauen wächst, kann man sich entwaffnen. Und dann – beginnt das Schmieden.

„Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen.“

Das klingt poetisch und ganz leicht – aber wer schon mal Metall bearbeitet hat, weiß: Das ist harte, schweißtreibende Arbeit. Es braucht Hitze, Geduld und Kraft. Und den festen Willen: Ich will, dass aus diesem Schwert etwas Neues wird. Etwas, das nicht verletzt, sondern ernährt. Nicht trennt, sondern verbindet. Das ist mehr als Recycling – das ist Schöpfung im Kleinen.

Und es verändert nicht nur das Metall – es verändert auch die Hand, die es hält.

Denn Hände erzählen Geschichten, die Geschichten der Menschen. Jetzt nicht im Sinne von „Lebenslinie lesen“ oder die Zukunft aus den Handlinien voraussagen, aber was für ein Mensch du bist, was du erschaffst, was du berührst und wie, was du anpackst und wie du Dinge anpackst, das erzählen die Hände schon. Sie können zart sein und grob, sie können fest zugreifen oder ganz wabbelig sein. Sie können schlagen oder streicheln, festhalten oder loslassen, verletzen oder heilen. Sie können einen Schmiedehammer halten – oder ein Schwert.

Im Alltag sind es oft die kleinen Bewegungen, die zeigen, welchem Geist wir folgen: Ein Händedruck zur Versöhnung. Eine helfende Hand. Das Rühren im Kochtopf, wenn die Freundin trauert. Ein Ausrichten der Lampe, damit das Licht andere erreicht. Eine geöffnete Hand im Segen – bereit zu empfangen, bereit weiterzugeben.

Wir leben nicht mehr in der Zeit der Schwerter und doch leben wir in einer Zeit voller Werkzeuge, die zu Waffen werden können oder dem Leben helfen, völlig ambivalent. Autos. Atomkraftwerke. Handys. Algorithmen. Künstliche Intelligenz. All diese Werkzeuge stellen uns Fragen: Was wollt ihr damit machen? Was haltet ihr in euren Händen? Schwerter oder Pflugscharen? Kontrolle oder Hilfe? Angst oder Vertrauen? Wofür werdet ihr uns nutzen? Seid ihr bereit, sie dem größeren Ganzen zu unterstellen, dem Leben selbst, also G+tt oder nutzt ihr sie für Euch selbst, für Machtgewinn, für die Ausbeutung von Menschen oder dieser Erde oder gar wie in Hiroshima für Bomben? Jeder Mensch muss sich das fragen und ganz besonders die Menschen, die politische oder andere Macht in ihren Händen halten. Es bleibt letztlich die alte Menschheits-Frage: Setze ich meine Möglichkeiten, meine Werkzeuge für Krieg gegen das Leben oder für Frieden mit dem Leben ein.

Der Prophet Micha, der von unserem Predigttext die fast wörtlich gleiche Version, aber die wohl ursprünglichere Version hat, bringt es auf den Punkt: Mi 6,8 „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Höchste von dir fordert: nichts weiter als Gottes Wort in Ehren halten und Liebe üben und deinen Weg ganz bewusst mit G+tt zu gehen.“ Ich vertraue mein Leben und meine Werkzeuge und mein Handeln der lebensfördernden Kraft G+ttes an und stelle es in seinen Dienst. Väter und Mütter kennen das vielleicht, wenn sie ganz klar alles für ihre Kinder tun würden und ihr Leben in den Dienst dieses neuen Lebens stellen. Das ist der Weg zum Frieden mit dem Leben, mit G+tt, mit mir selbst. Das ist ein Weg, der täglich neu zu gehen ist und der immer wieder Orientierung braucht.

Manche Menschen auf diesem Weg sind genauso: Sie geben Orientierung, sind Vorbilder ohne groß drüber nachzudenken, wie kleine Leuchttürme oder wie der Berg Zion, der Ort der Gegenwart G+ttes in der Geschichte – sichtbar, standfest, leuchtend. Nicht perfekt. Aber verlässlich. Ein Lehrer, der gerecht bleibt. Eine Pflegerin, die mit Würde pflegt. Ein Kind, das fragt: „Warum streiten die Erwachsenen so viel?“ Eine Freundin, die ohne viele Worte einfach da ist.

Solche Menschen verändern das Klima. Nicht das Wetter. Aber die Atmosphäre. Wie ein Leuchtturm auf einer Klippe, fest verankert im Fels, hell und klar im Nebel. Er beruhigt das Meer nicht – aber er zeigt: Da ist Land. Da ist eine Richtung. Da ist Hoffnung.

Und das Schöne: Menschen, die im Licht G+ttes leben, haben genau das: Halt. Nicht durch ihre eigene Stärke, sondern weil sie sich der Kraft G+ttes anvertrauen. Das Licht, das sie weitergeben, kommt nicht aus ihnen selbst. Es ist wie beim Leuchtturm: Die Lampe ist stark, aber sie braucht Strom. Wir leuchten nicht aus eigener Kraft – sondern weil Gottes Geist in uns brennt. Wie eine Laterne in dunkler Nacht, wie ein Schein auf stürmischer See.

Bestimmt bist du selbst schon so ein Leuchtzeichen gewesen. Ohne es zu merken. Vielleicht wird dein nächster Schritt ein solcher sein: ein klärendes Gespräch. Ein ehrliches Wort. Ein Moment, in dem du die Hand öffnest und nicht zur Faust ballst, der Moment, wo du andere oder sogar dich selbst in die Arme schließt, statt sie wegzudrücken.

Das ist der Anfang. Nicht vom Weltfrieden – aber von deinem ganz persönlichen Friedensweg. Und ich glaube, das ist auch der Anfang vom ganz großen Frieden, der von G+tt und seinem Leuchtberg ausgeht.

Der Weg nach Zion beginnt nicht mit dem letzten Schritt, ins Friedensreich. Er beginnt wie jede Wanderung mit dem ersten kleinen Schritt. Und dann mit noch einem. Er beginnt mit einer Entscheidung: Was will ich tun mit meinen Möglichkeiten: Ich will im Licht G+ttes gehen und mit Pflugscharen neues Wachsen lassen. Ich will mich mit anderen verbinden, die auch diese Vision vom Leben und vom Frieden gegen allen Augenschein träumen.

Denn wenn einer träumt, bleibt es ein schöner Traum, wenn viele gemeinsam träumen ist das der Beginn einer neuen Wirklichkeit. Kommt nun, ihr vom (Haus der Familie G+ttes) Hause Meerholz und Hailer, lasst uns leben im Licht G+ttes und die Ärmel hochkrempeln und Pflugscharen schmieden! Dabei begleitet uns den Friede G+ttes, der alles Denken übersteigt. Er bewahrt unseren innersten Wesenskern, unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

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