Die Predigt (und alte Predigten) zum Nachhören gibt es bei Spotify, aber auch bei vielen anderen Plattformen. Komfortabel zu finden über diesen Link: www.leuchtsinn.net
„Was sagst du, Jesus?!“
Liebe Gemeinde,
Da sind wir wieder. Stille Nacht. O Tannenbaum. Kling Glöckchen, klingelingeling. Süßer die Glocken nie klingen. Last christmas und Mary did you know. Glitzernde Lichter. Familienfest. Und Geschenke. Die Kinder sollen’s schön haben. Ich wünsche Euch, ihr Leute ganz viel Lachen heute und fröhliche Gesichter, dass ihr auftanken könnt und die Erschöpfung kleiner wird. Ein gutes Buch, ein schöner Film, die Kinder spielen friedlich unterm Baum. So soll es sein. Gute Gespräche, viel zu erzähln und vielleicht auch Momente der Ruhe. -----
Plätzchen natürlich. Das perfekte Essen. Hab ich jetzt noch was vergessen, wie das Fest so sein soll? Bestimmt!
Auf jeden Fall wird alles – ALLES – ganz bestimmt ganz toll!
So soll es sein. Das ist mein Wunsch für Euch und alle Welt an diesem Abend überall. Doch frage ich mich auch, was Jesus davon hält, wie wir ihn feiern? Ist er dabei? Im Licht? Im schönen Schein? Was soll‘n wir tun, du Kind im Stall? Geburtstag feiern, aber wie? Licht anzünden doch auf jeden Fall, und das Leben freudig heut genießen? Oder?
Was sagst du, Jesus?
Die Welt betrete ich im Dunkeln
Als Baby ohne Macht doch mit viel Licht
Ich kenne viele Antworten auf eure Fragen nicht
Doch kann ich zünden in Euch Hoffnungsfunkeln.
Lasst Euren Mut und Eure Zuversicht von mir entzünden
Dann könnt ihr eure eignen Wege finden.
Ich sage nicht, was Schwarz ist oder weiß, was falsch ist oder richtig.
Ich sag nur: was Liebe stärkt und Leben schafft, das ist für euch und diese Welt sehr wichtig.
Aha, keine Anleitung heute also? Und ich? Ich denk an Weihnachten auch anderswo und anderswie. Ich denke an den Weihnachtsstreit, die Einsamkeit, die durch alle Ritzen dringt, an die Lebensscherbenhaufen, die am Heiligabend ganz besonders dunkel sind. An Patchwork, wo es nicht gelingt. An Eltern die alleine sind. An Kinder, die oft machtlos sind. An Nieselregen auf der Straße und den klammen Schlafsack. An Langeweile und an lähmendes Geschweige aneinander knapp vorbei. An Worte wie „immer machst du“ und nie! An Schmerzen und an Krankenhaus, an dunkle Nachtgedanken. Und natürlich Magdeburg und alle Folgen, die Trauer und die Wut. Wird sowas jemals wieder gut? Was können wir tun? Was sollen wir machen? Jesus, was sagst du dazu?
Die Welt betrete ich im Dunkeln
Als Baby ohne Macht doch mit viel Licht
Ich kenne viele Antworten auf eure Fragen nicht
Doch kann ich zünden in Euch Hoffnungsfunkeln.
Lasst Euren Mut und Eure Zuversicht von mir entzünden
Dann könnt ihr eure eignen Wege finden.
Ich sage nicht, was Schwarz ist oder weiß, was falsch ist oder richtig.
Ich sag nur: was Liebe stärkt und Leben schafft, das ist für euch und diese Welt sehr wichtig.
Ich antworte: – du sprichst sehr schön, doch wie soll es jetzt weitergeh‘n?
Siehst du denn nicht, dass viele Menschen sich in diesen Tagen nicht mehr wagen selber nachzudenken? Einfach soll es sein! Klar und präzise: Der ist schuld und die muss raus! Das macht man so! Ich weiß wie‘s geht! Wer das verspricht, der wird gewählt und kommt ins Rampenlicht. Doch die, die sagen: Es ist kompliziert! Es ist nicht leicht in dieser Welt zu leben! Die werden abgestraft und kriegen keine Chance, obwohl sie doch nur sagen: Kommt! Wir müssen reden.
Apropos Reden: Deine Stimme Jesus, in der Welt, wird immer leiser, so denke ich.
Und doch: du stiftest uns zur Hoffnung an, du willst uns zueinander führen. Reden sollen wir und streiten um den rechten Weg. Und großzügig sein und immer wieder fragen, was dem Leben dient. Wie Liebe Mensch wird, das hast du im Sinn. Und Liebe fragt nicht groß. Sie macht. Wie hast du dir das gedacht, wenn die Leute fragen: Und was bringt MIR das? Wenn ein Fünftel aller Deutschen wieder braun - oder war es blau? - denken und rassistisch wählen? Wenn am Ende doch das Geld gewinnt? Wenn Konzerne und die großen Staaten mit dem Klimaschutz zu lange warten? Wenn zuletzt doch wieder Waffen sprechen? Kriegstüchtig soll‘n wir sein? Wird das nicht die Welt zerbrechen? Was sagst du, Jesus?
Ich glaube, du sagst NEIN! Nein, die Welt wird nicht zerbrechen, solange wir mit dir im Bunde sind.
Und: Ja, die Zeit in der wir leben ist nicht sicher und voll Dunkelheit und doch kannst du uns einen Weg aufzeigen, durch dunkle Täler und durch Licht, durch Frustration und Hoffnungsschein, durch Weltenschmerz und Seligsein. Du bist und bleibst die Hoffnung, nimmst uns mit. Wir sind die Gestalterinnen und Gestalter für unser und der Welt Geschick.
Jesus, was sagst du?
Die Welt betrete ich im Dunkeln
Als Baby ohne Macht doch mit viel Licht
Ich kenne viele Antworten auf eure Fragen nicht
Doch kann ich zünden in Euch Hoffnungsfunkeln.
Lasst Euren Mut und Eure Zuversicht von mir entzünden
Dann könnt ihr eure eignen Wege finden.
Ich sage nicht, was Schwarz ist oder weiß, was falsch ist oder richtig.
Ich sag nur: was Liebe stärkt und Leben schafft, das ist für euch und diese Welt sehr wichtig.
Danke Jesus, sage ich. Feiern geht auch in der Dunkelheit. Dein Licht will helle Strahlen, auch da wo Menschen schier verzagen. Ich glaube Dir und Deiner Kraft, die in mir neue Hoffnung schafft, um dieses Leben zu bewahren. Doch brauchst du uns dazu.
Als Deine Mitgestalter und Komplizen gehen wir hinaus in diese Nacht, die Heilig ist. Mit Frieden, den wir nicht verstehen, mit Zuversicht, mit neuem Mut, mit einem Schein um unsere Herzen, der uns beschützt, tief in uns drin. Das Kind vom Stall bleibt stets mit uns verbunden und in unserm Sinn.
Was sagst du, Jesus?
Die Welt betrete ich im Dunkeln
Als Baby ohne Macht doch mit viel Licht. Amen.
Henning Porrmann 2024,